Tierpräparation oder Taxidermie/taxidermy (→ Wikipedia) ist eine unter vielen Möglichkeiten der Faszination für die Tierwelt gestalterisch Ausdruck zu verleihen – beziehungsweise Tiere einem Publikum zum Betrachten, Studieren oder auch einfach zur Freude zugänglich zu machen. Damit ist auch schon darauf hingewiesen, dass ein Tierpräparat nur so gut sein kann, wie es den technischen und gestalterischen Möglichkeiten und Fähigkeiten des Präparators oder der Präparatorin entspricht.
In der Tat haben wir als Ausgangslage das komplette Tier mit all seinen Details zur Verfügung. Diese Tatsache garantiert aber noch in keiner Weise, dass nach allen nötigen Arbeitsschritten, wie dem Abziehen der Haut, dem Herstellen eines anatomisch korrekten und in seiner Gestalt und Haltung naturgetreuen Körpermodells, sowie dem abschliessenden Überziehen und Fixieren der konservierten Haut auf dem Modell ein befriedigendes und naturgetreues Präparat entsteht.
In diesem Sinne definieren wir unsere Arbeit als «gestalterischen Handwerk». Inwieweit dabei durchaus auch künstlerische Arbeiten im Sinne von «Naturalismus» entstehen können, hängt zum einen von den Fähigkeiten der Präparatorin oder des Präparators und andererseits vom Kunst-Verständnis der jeweiligen Gesellschaft ab.
Ausgangsmaterial
– was eignet sich für die Präparation?
Neben der schon erwähnten und nötigen Kunstfertigkeit des Präparators oder der Präparatorin ist vor allem auch der Zustand des toten Tieres vor dem Beginn der Präparation ausschlaggebend für ein gutes Resultat.
Nur wirklich frischtote bzw. kurz nach dem Tod sachgerecht konservierte Tiere können zu einem optimalen Präparat verarbeitet werden. Als grober Hinweis kann gelten, dass schon beim Fund faulig riechende Stücke, bei welchen gar Haarpartien oder Federn ausfallen, sich meist nicht mehr zur Präparation eignen (dabei haben die Umgebungstemperaturen; Winter, Sommer, Nacht oder Tag einen starken Einfluss).
Allerdings können naturgemäss die Umstände zwischen dem Tod und dem Auffinden eines Tieres nicht beeinflusst werden. Hingegen gilt es mit Blick auf ein möglichst gutes Endergebnis der Erstkonservierung absolute Aufmerksamkeit zu schenken!
Falls das tote Tier nicht unmittelbar nach dem Fund (innert Stunden – im Sommer unverzüglich) im Präparationsbetrieb übergeben werden kann, muss es sofort in einem luftdicht verschlossenen Plastiksack bei -18°C eingefroren werden (einzige Ausnahmen sind noch körperwarme Unfallopfer, welche vor dem Verpacken/Einfrieren an einem kühlen Ort ausgekühlt werden müssen).
Beim Transport ins Präparatorium ist dann unbedingt darauf zu achten, dass das Tier möglichst nicht an- oder auftaut (Kühlbox oder Express-Sendung). Im günstigen Fall wird die Erstkonservierung und der Transport mit der Präparatorin oder dem Präparator abgesprochen und geplant.
Qualität
– Erwartungen klären
Wie bei den meisten gestalterischen Ausdrucksformen beeinflussen viele verschiedene Vorstellungen, Projektionen und auch persönliche Vorlieben das Urteil, ob ein Präparat letztlich «gut» oder «schlecht» ist. Dies macht es auch schwierig allgemeingültige Qualitätsstandards zu definieren.
Zumindest bei den «handwerklich-technischen» Komponenten der Tierpräparation, wie der Konservierung, der Stabilität, der Haltbarkeit – aber auch der anatomisch korrekten Wiedergabe der Tiergestalt, können aber durchaus nachweisbare, überprüfbare und messbare Kriterien hinzugezogen, bzw. eingefordert werden.
Bei den gestalterischen Komponenten muss es das Ziel sein das betreffende Tier in seinem natürlichen, korrekten Erscheinungsbild so darzustellen, dass es «Freude macht».
Als Referenzmaterial bei der Gestaltung sowie bei der Beurteilung können Fotos und Bilder und bei entsprechender Erfahrung auch persönliche Kenntnisse zu einer Tierart gelten. Im Idealfall lohnt es sich einen Präparationsauftrag in einen Betrieb zu geben, von dessen Qualitätsbewusstsein man sich auf den einen oder anderen Weg vorher selbst überzeugen konnte. Für Sammler und Museen kann auch ein «Testauftrag» der geeignete Weg sein sich ein Bild zu verschaffen.
Schon seit vielen Jahren werden regelmässig Präparations-Welt- und Europameisterschaften WTC® und ETC® durchgeführt. Die an solchen Anlässen gezeigten Präparate dürfen durchwegs als Massstab gelten, was im Bereich der Tierpräparation möglich ist. Vor allem von den Europameisterschaften finden sich gute Fotostrecken im Internet.
Letztendlich sollten bei der Tierpräparation neben der Qualität des Ausgangsmaterials die Fähigkeiten des Präparators, der Präparatorin der limitierende Faktor sein und nicht die aufgewendete Zeit. Gute Arbeit braucht Zeit – und hat ihren Preis.
Artenschutz
– Gesetzliche Vorschriften
Die meisten in der Schweiz und weltweit lebenden Wildtiere unterstehen in irgendeiner Weise dem Artenschutz, zum Beispiel dem Washingtoner Artenschutzabkommen/CITES (→ Wikipedia). Für sehr viele Arten bestehen Handels- und grenzüberschreitende Vorschriften und Einschränkungen. In der Schweiz unterscheiden wir zwischen jagdbaren, nicht-jagdbaren und geschützten Tierarten. Der Gesetzgeber (Bund und Kantone) hat für die allermeisten Tierarten eine Melde- und Bewilligungspflicht bei Präparationsbegehren zu in der Schweiz wildlebenden Tierarten erlassen. Alle diese Vorschriften und Melde- und Bewilligungsabläufe sind auf der Homepage des des Verbands Naturwissenschaftliche Präparation Schweiz (VNPS) in in der jeweils aktuellen Version zusammengefasst und erläutert.
Die VNPS-Mitglieder sind durch einen Ehrenkodex dazu verpflichtet alle gesetzlichen Vorschriften einzuhalten, Objekte mit fragwürdiger Herkunft abzulehnen und strafbare Umstände im Zusammenhang mit dem Artenschutz anzuzeigen.
Selbstverständlich kann jedes VNPS-Mitglied vollumfänglich Auskunft geben über die geltenden gesetzlichen Vorschriften – und namentlich auch beim Einholen der nötigen Bewilligungen behilflich sein.